Matchbericht Barrage: HC Flawil vs. Eis

Matchbericht Barrage: HC Flawil vs. Eis

Trainer wirft hin, Reaktion folgt

 Handball, 1. Liga: Ingmar Steiger ist nicht mehr Trainer, Wohlen zeigt beim Barrage-Rückspiel ein anderes Gesicht

Die 22:35-Pleite am Mittwoch im Barrage-Hinspiel war zu heftig für Wohlen-Trainer Ingmar Steiger, der überraschend abtritt. Die beiden Wohler Urgesteine Andreas Stierli und Stefan Sprenger übernehmen an der Seitenlinie. Das Team zeigt im Rückspiel in Flawil eine starke Reaktion. Die 25:26-Niederlage gibt Hoffnung für die nächste Barragerunde.

Donnerstagabend vor dem Training, einen Tag nach der bitteren Pleite gegen Flawil: Trainer Ingmar Steiger ist immer noch ausser sich. Er wirft hin. Er will nicht mehr Trainer sein. Und überrascht damit alle. «Ich habe mir das Spiel noch einmal angesehen und das hat mir den Rest gegeben», so Steiger. «Ich habe dem Team gesagt, dass sie jedes Spiel verlieren dürfen, solange sie 100 Prozent geben. In dieser Partie war davon nichts zu sehen. Kein Wille, kein Kampfgeist, keine Leidenschaft. Damit kann ich mich nicht identifizieren. Das habe ich den Verantwortlichen im Club so kommuniziert. Es tut mir leid, dass sie Ersatz suchen mussten, aber es war das Richtige.»

Der Verein muss reagieren. Interimistisch übernehmen Präsident Andreas Stierli und Stefan Sprenger, der in jüngster Vergangenheit sporadisch an Trainings und Spielen als Co-Trainer mithalf. Stierli und Sprenger, vor 15 Jahren waren sie als eingespieltes Rückraum-Duo bei Handball Wohlen und schossen Tore am Laufmeter. Nun stehen die beiden Freunde gemeinsam an der Seitenlinie. Der 38-jährige Stierli möchte zum Abgang von Trainer Steiger nichts mehr sagen. «Das ist für mich erledigt», meint der Präsident. Zur Interimslösung meint er: «Eine ideale Lösung in dieser schwierigen Situation. Ich und Sprenger sind beide nahe beim Team und kennen praktisch jeden Spieler, auch aus der eigenen Zeit als Spieler. Wie Handball funktioniert, wissen wir beide als ehemalige NLB-Spieler hoffentlich auch ein bisschen.» Der 39-jährige Sprenger sagt: «Es ist Ehrensache, dass man einspringt, wenn der Verein Hilfe benötigt. Zwei Dinge sind nun wichtig für das Team: Den Spass am Handball wiederfinden und alles Mögliche reinwerfen, damit es noch mit dem Ligaerhalt klappt.»

Ein anderes Gesicht gezeigt

Beim Rückspiel in Flawil scheint das schon mal funktioniert zu haben. 30 Wohler sind mit dem Fancar in die Ostschweiz mitgereist. Das scheint das Team beflügelt zu haben. Die Freiämter haben gegen Flawil stark gekämpft. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten lief der Motor bei Handball Wohlen. Das Team spielt wie ausgewechselt. Kein Vergleich mehr zur blamablen Vorstellung im Heimspiel vom Mittwoch. Am Ende ist es knapp. Der letzte Angriff der Freiämter bringt kein Tor. Wohlen verliert mit einem Treffer Differenz. Dennoch schöpft man aus der 25:26-Pleite viel Hoffnung. Flawil feiert den Ligaerhalt. Nach der grossen Hypothek von 13 Toren Vorsprung hätte es ohnehin ein kleines Handballwunder benötigt, damit die Freiämter das Ganze noch drehen. Wohlen verliert auch das Rückspiel und somit die erste Barragerunde – und hat doch irgendwie gewonnen nach dieser starken Vorstellung. Für Ingmar Steiger ist es eine Bestätigung, dass es zu einem grossen Teil an der Einstellung der Mannschaft gelegen hat. «Wäre das Team so im Heimspiel aufgetreten, hätte es vielleicht sogar einen Sieg mit ein, zwei Toren Differenz geben können. Dann wäre die Ausgangslage eine ganz andere gewesen.»

Nach seinem Abgang schafft es die Wohler Mannschaft aber offensichtlich, den Schalter umzulegen. So sieht es auch das neue Duo an der Seitenlinie. «Es ging ein gewaltiger Ruck durch das Team. Ich hoffe, wir können das aufrechterhalten, denn es wird nicht einfacher», sagt Sprenger und spricht damit die nächste Barragerunde an (siehe Kasten). Frick und Genf heissen dort die Gegner. Auch Stierli ist angetan von der Reaktion in Flawil: «Gratulation an die Mannschaft. Die Leistung im zweiten Barragespiel war stark. Und es zeigt, was möglich ist, wenn wir uns professionell und seriös auf die Spiele vorbereiten. Diese Leistung macht uns zuversichtlich. Ziel ist nach wie vor der Ligaerhalt.»

Dieser ist noch machbar. Und nach dem Auftritt in Flawil scheint er auch wieder realistischer und greifbarer als nach dem Hinspiel in Wohlen. --jl

Die zweite Barragerunde

Neben Handball Wohlen mussten sich auch die SG TSV Frick und Chênois Genève Handball in der ersten Barragerunde ihren jeweiligen Gegnern geschlagen geben. Diese drei Teams treffen jetzt in der zweiten Runde aufeinander. Wohlen spielt dabei nur je einmal gegen die Fricktaler und die Genfer.

Das Team mit der besten Bilanz hat noch eine Chance auf den Ligaerhalt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Fortitudo Gossau aus der Nationalliga B absteigt. In diesem Fall würde ein weiterer Platz in der 1. Liga frei werden, da die St. Galler bereits über eine Mannschaft in dieser Spielklasse verfügen. Die Spieldaten sind der 13., 17. und 20. April. Noch unbekannt ist, welches Team an welchem Datum auf welchen Gegner trifft. Ebenso ist noch nicht bekannt, wer gegen wen Heimrecht hat. --red, Wohler Anzeiger