Matchbericht Barrage: SG TSV Frick vs. Eis

Matchbericht Barrage: SG TSV Frick vs. Eis

Irgendwie versöhnlich

 Handball, 1. Liga, Abstiegsbarrage: TSV Frick – Handball Wohlen 26:22 (16:10) – Emotionaler Auftritt zum Abschluss

Eigentlich ging es nur noch um die Ehre. Doch genau dies scheint die Wohler Handballer im zweiten Durchgang zu beflügeln. In der Ebnet-Halle in Frick gibt es ein hochemotionales und dramatisches Spiel mit einem kuriosen Ende. Die Wohler steigen ab – und sind trotzdem gut gelaunt.

Letzter Angriff für Wohlen. Es ist zugleich der letzte der Saison. Und diese finalen Sekunden haben es in sich. Frick muss zittern, die ganze Halle kaut an den Fingernägeln. Erzielt Wohlen ein Tor, steigt Frick ab und Genf bleibt auf dem 1. Rang dieser Abstiegsbarrage – und damit in der 1. Liga. Erzielt Wohlen kein Tor, jubeln die Fricker. Das Ende ist dann unrühmlich und kurios. Und es passt zur holprigen Saison der Freiämter. Wohlens Rückraumspieler Joshua Schmid erzielt in diesem Spiel sieben Tore. Das Wohler Eigengewächs ist trotz militärischer Abwesenheit in den Trainings gegen Frick in Topform. Wenige Sekunden vor dem Abpfiff hat er die grosse Gelegenheit für die Entscheidung. Schmid wird gefoult. Er will den Ball dem Kreisläufer zuwerfen, der den Freistoss ausführen soll. Der Pass geht ins Aus. Und der Schiedsrichter entscheidet, dass der Freistoss bereits von Schmid ausgeführt wurde. Niemand wusste so recht, was nun eigentlich passiert ist, da erklingt die Schlusssirene und Frick jubelt ausgelassen.

Plötzlich bleibt Genf oben

Für die Wohler ist es eine Partie, bei der es um nichts mehr geht. Weil Frick und Genf bei ihrem Duell Unentschieden spielten und die Westschweizer Wohlen bezwungen haben, war im Vorfeld bereits klar, dass Wohlen es nicht mehr auf den 1. Rang schaffen kann und damit der Ligaerhalt nicht mehr möglich ist. Frick jedoch musste die Freiämter mit mindestens vier Toren bezwingen, um jubeln zu dürfen. Und genau das schaffen sie. Einen Sieg mit vier Toren Unterschied. Dafür brauchen sie aber Glück.

Nach 18 Minuten steht es 10:7 für Frick. Alles ausgeglichen. Doch dann begehen die Wohler – die alle Spieler einsetzen – viele Fehler. Durch technische Unzulänglichkeiten und verworfene Torchancen gelingt es dem Heimteam aus Frick, in den Minuten vor der Pause davonzuziehen (16:10). Die Partie scheint gelaufen zu sein. Zumal die Wohler bis zu jenem Zeitpunkt ziemlich emotionslos agierten.

In der Pause geschieht aber etwas mit den Wohlern, die nun sichtlich an der Ehre gepackt sind. Torhüter Carlos Caforio hält fast 50 Prozent der Bälle. Im Angriff wirbeln Björn Staubli, Joel Borioli und Joshua Schmid die Fricker ordentlich durch. Und in der Verteidigung wird zugepackt. Nach 56 Minuten haben die Wohler sich auf zwei Tore rangekämpft. Nun bibbert die ganze Halle. Genf würde es mit diesem Resultat auf den 1. Rang der Barrage schaffen. Doch am Ende treffen die Wohler einige unglückliche Entscheidungen und Frick hat auch das Glück auf seiner Seite. So gewinnen die Fricktaler mit 26:22 und sichern sich hauchdünn den Ligaerhalt.

«Es braucht noch Zeit»

Zu sehen, wie sich das Wohler Team in der zweiten Halbzeit zurückkämpft, löste bei den (angesichts der Situation) zahlreich mitgereisten Freiämter Fans Euphorie aus. Das Team verabschiedete sich lange und erhielt auch vom Gegner Applaus. Auch wenn es für das Team des Interim-Trainerduos Andreas Stierli und Stefan Sprenger um nichts mehr ging, verkaufte man sich so gut wie möglich und zeigte, dass man mit den richtigen Emotionen ansehnlichen Handball spielen kann. «Die Jungs haben phasenweise gezeigt, was sie können. Frick wurde an den Rand einer Niederlage gedrängt. Das Team hat heldenhaft gefightet. Die Spieler haben bewiesen, dass sie besser sind, als viele meinen. Die meisten sind noch sehr jung. Die gute Nachricht ist deshalb, dass man auf dem richtigen Weg ist, aber es braucht noch Zeit», sagt Interimstrainer Stefan Sprenger. Auch der zweite Interimstrainer (und Präsident) Andreas Stierli war angetan angesichts des Auftritts in Frick: «Es ging in diesem Spiel um nichts mehr und trotzdem haben wir in der zweiten Halbzeit Vollgas gegeben und richtig guten Handball gespielt. Das ist lobenswert und macht mich stolz.»

Doch am Ende reicht es – wie so oft in dieser Saison – nicht für den Sieg. Deshalb endet diese holprige Spielzeit folgerichtig auch mit dem Abstieg. Nun folgt die Zusammenarbeit mit dem HC Mutschellen in der kommenden Saison. Die beiden Vereine werden in den nächsten Tagen die Öffentlichkeit genauer informieren. Auch, wer an der Seitenlinie übernimmt.

Die Wohler – die in der letzten Saison am grünen Tisch aufgestiegen sind – beenden die Spielzeit 2023/24 versöhnlich. Nach dem Spiel wurde gemeinsam gefeiert und es herrschte irgendwie schon Aufbruchsstimmung. Man freut sich auf die neue Saison und peilt den Wiederaufstieg an. --ihl/red